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Fukushima - No Man's Zone

Toshi Fujiwara, Japan, 2012

Fukushima - wer hat den Ort vor dem 11 März 2011 ausserhalb Japans gekannt? Erdbeben und Tsunami haben ihn in die Schlagzeilen befördert, weil die AKWs dort total beschädigt wurden. Inzwischen steht Fukushima als weiteres Mahnmal für den Irrsinn der Atomenergie. Toshi Fujiwara fragt sich, wie man den unsichtbaren Schaden der entmenschlichten Region überhaupt zeigen kann. Ein Mann wandert durch die 20-Kilometer-Zone um die havarierten Atomreaktoren von Fukushima. Kirschbäume blühen, die Natur zeigt sich idyllisch. Radioaktive Strahlung ist unsichtbar, und wo der Tsunami Häuser und Strassen verschluckt hat, tut sich ein Nichts auf. Der Mann trägt alltägliche Kleidung, ebenso wie die Menschen, die hier noch ausharren, vorläufig. Gelegentlich begegnen ihm weisse Geister in Schutzkleidung, die seltsamen Aufgaben nachgehen. Wie in Tarkowskis Stalker so ist auch in diesem Film die Zone nicht nur ein Ort, sondern vor allem ein Geisteszu-stand. Lange vor der Zerstörung, vor der Verwüstung hat ein Prozess der Auflösung eingesetzt, dem alte Menschen trotzen, denen unser Stalker begegnet. Eine Stimme begleitet den Filmemacher auf seiner Wanderung, sie gehört der armenisch-kanadischen Schauspielerin Arsinée Khanjian. Eine Stimme aus dem Exil, fremd und verständnisvoll.

No Mans Zone ist eine Reflexion über das Verhältnis von Bildern und Ängsten, über die Sucht nach dem Untergang, über das verheerte Verhältnis von Mensch und Natur: Um die Zone zu dekontaminieren, sie dem Menschen zurückzugeben, wird man die Natur amputieren müssen.


Fukushima - wer hat den Ort vor dem 11 März 2011 ausserhalb Japans gekannt? Erdbeben und Tsunami haben ihn in die Schlagzeilen befördert, weil die AKWs dort total beschädigt wurden. Inzwischen steht Fukushima als weiteres Mahnmal für den Irrsinn der Atomenergie. Toshi Fujiwara fragt sich, wie man den unsichtbaren Schaden der entmenschlichten Region überhaupt zeigen kann. Ein Mann wandert durch die 20-Kilometer-Zone um die havarierten Atomreaktoren von Fukushima. Kirschbäume blühen, die Natur zeigt sich idyllisch. Radioaktive Strahlung ist unsichtbar, und wo der Tsunami Häuser und Strassen verschluckt hat, tut sich ein Nichts auf. Der Mann trägt alltägliche Kleidung, ebenso wie die Menschen, die hier noch ausharren, vorläufig. Gelegentlich begegnen ihm weisse Geister in Schutzkleidung, die seltsamen Aufgaben nachgehen. Wie in Tarkowskis Stalker so ist auch in diesem Film die Zone nicht nur ein Ort, sondern vor allem ein Geisteszu-stand. Lange vor der Zerstörung, vor der Verwüstung hat ein Prozess der Auflösung eingesetzt, dem alte Menschen trotzen, denen unser Stalker begegnet. Eine Stimme begleitet den Filmemacher auf seiner Wanderung, sie gehört der armenisch-kanadischen Schauspielerin Arsinée Khanjian. Eine Stimme aus dem Exil, fremd und verständnisvoll.

No Mans Zone ist eine Reflexion über das Verhältnis von Bildern und Ängsten, über die Sucht nach dem Untergang, über das verheerte Verhältnis von Mensch und Natur: Um die Zone zu dekontaminieren, sie dem Menschen zurückzugeben, wird man die Natur amputieren müssen.


Dauer
105 Minuten
Sprache
OV Japanisch/Englisch
Untertitel
Deutsch, Französisch, Englisch
Video-Qualität
720p
Verfügbarkeit
Schweiz, Österreich, Deutschland, Liechtenstein
Rashomon (1951)
Akira Kurosawa
Japan
88′
Das legendäre Meisterwerk in neuer Kopie und neuer Übersetzung! Zwei Erzählungen des Dichters Akutagawa Ryunosuke waren der Ausgangspunkt für RASHOMON, einen der besten Filme der gesamten Filmgeschichte. Die eine liefert die Rahmenhandlung unter dem titelgebenden Rashomon, dem Südtor des alten Kyoto, die andere das Mark von Kurosawas Filmhandlung. Sie berichtet von einem Todschlag auf der Wegstrecke von Sekiyama nach Yamashina, dem darauffolgenden Prozess gegen den Banditen Tajomaru (Toshiro Mifune) und der versuchten Verarbeitung des Geschehens durch einen Priester, einen zufälligen, Fragen stellenden Passanten und jenen Holzfäller, der den Tathergang mitverfolgt haben will. Die drei stellen fest, dass vor Gericht vier Aussagen gemacht wurden und dass sich diese in ganz wesentlichen Punkten voneinander unterscheiden, ja widersprechen. Wo also liegt die Wahrheit, sind doch alle Versionen in sich stimmig und glaubwürdig. Gibt es überhaupt so etwas wie eine «objektive», von allen teilbare Empfindung von Hergängen oder erleben wir alle ein Geschehen so, wie es uns unter den jeweiligen Umständen gerade am besten passt? Akira Kurosawa präsentiert dem Publikum, das er in die Rolle der Geschworenen versetzt, die einzelnen Schilderungen des Tathergangs, und zwar in Rückblenden, die die Vergangenheit eben in der Gegenwart der Erzählung aufleben lassen. Jeder Tathergang wird damit zur möglichen Wahrheit. In jedem Ablauf verhalten sich die Figuren anders, zum Teil grundlegend anders. Gleichbleibend sind der Ort des Geschehens, eine kleine, lichte Stelle im Wald, und die drei Personen: ein stolzer Samurai, seine göttlich schöne Frau und der Bandit. Klar ist auch, dass der Samurai am Ende tot ist. Bleibt die Frage, wie es dazu kommen konnte.
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Hana (2006)
Hirokazu Kore-Eda
Japan
128′
Es war einmal eine sanft-humorvolle Geschichte aus dem Jahre 1702. Der junge Samurai Aoki Soza hat seinen provinziellen Heimatort verlassen und lebt nun in Japans Hauptstadt Edo, dem heutigen Tokyo, um den Mann zu suchen, der seinen Vater getötet hat. Er wohnt in einem heruntergekom-menen Mietshaus in einem armen Quartier. Seine Nachbarn sind nette Leute, die nicht einmal davon zu träumen wagen, ihrer Situation zu entkommen. Soza freundet sich mit verschiedensten BewohnerInnen an, unter ihnen ein Säufer, ein Möchtegern-Beamter, ein Lumpenhändler, ein Lebemädchen und ein Schreiber. Und er verliebt sich in die schönen Witwe Osae. Seine Aufgabe, den Vater zu rächen, hat er nicht vergessen, aber Osae und ihr Sohn vermitteln ihm ein Gefühl der Wärme und lassen ihn an der Pflicht zum Racheakt zweifeln. Soza mag sich nicht entscheiden, lebt sein Alltagsleben und bringt den Nachbarkindern Mathematik, Lesen und Schreiben bei. Regisseur Hirokazu Kore-eda stellt das Samurai-Genre auf den Kopf. Ein unterhaltsamer und beeindruckender Film über Frieden und Versöhnung.
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Dersu Uzala (1975)
Akira Kurosawa
Japan
136′
Episches Kino der schönsten Art, eine Ode an die Natur und ans Leben in Verbundenheit mit ihr, gedreht von Akira Kurosawa, dem Altmeister des japanischen Films, in der Wildnis der Taiga, basierend auf den Aufzeichnungen eines Landvermessers. 1902 begibt sich der Forscher Wladimir Arsenjew auf eine Expedition ins unwegsame Ussuri-Gebiet. Er soll noch unerschlossene Gebiete der Taiga kartografisch erfassen. Auf dem teils mühevollen Weg durch die dichten Wälder begegnet er eines Tages dem alten Nomaden Dersu Uzala, der sich dem Trupp als Führer anschliesst und die Städter durch die Natur geleitet. Mehr als einmal rettet Dersu die Gruppe vor dem sicheren Tod. Jahre später, als Uzalas Augen schwach werden, lädt Arsenjew ihn in sein Haus ein. Sehnsüchtig sitzt der Mann aus der Wildnis vor dem im Ofen gebändigten Feuer. Der Mann aus der Natur glaubt, ersticken zu müssen, und er zieht sich wieder in die Taiga zurück. Akira Kurosawa (Die Sieben Samurai, Ran) hat eine traumhaft schöne Parabel über das Zusammentreffen zweier Kulturen und Lebensformen ge-schaffen, auch wenn sie einander fremd bleiben. Die grosse Heldin seines Films ist die Natur, die er in eindringlichen Bildern zeigt und vor unseren Augen aus sich heraus erzählen lässt. Er versucht in seinem episch angelegten Film, wie er es selber einmal formulierte, «einen Menschen zu zeigen, der mit der Natur in Einklang lebt.» Mit diesem Traum vom Menschen, der wieder den Einklang mit der Natur findet, war er der Zeit aus heutiger Sicht weit voraus, dauerte es doch viel zu lange, bis die Erkenntnis wuchs, dass der Mensch handeln muss, will er überleben. Walter Ruggle
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Tokyo Monogatari - Reise nach Tokyo (1953)
Yasujiro Ozu
Japan
137′
Ein Meisterwerk des japanischen Kinos und einer der schönsten Filme über familiäre Beziehungen überhaupt. Die Grosseltern Shukichi und Tomi Hirayama beschliessen, ihre erwachsenen Kinder und deren Familien in Tokyo zu besuchen. Dort angekommen erkennen sie, dass der älteste Sohn Koichi, ein Arzt, und die älteste Tochter Shige, die einen Schönheitssalon betreibt, wenig Zeit für sie haben. Einzig Noriko (Setsuko Hara), die Witwe des im Zweiten Weltkrieg gefallen Sohns, bemüht sich um ihre Schwiegereltern. Nach nur wenigen Tagen in Tokyo schieben Koichi und Shige ihre Eltern in ein Seebad ab. Dort fühlen sie sich aber umgeben von feiernden Jugendlichen auch nicht wohl, so dass sie nach Tokyo zurückkehren. Shukichi verbringt einen Abend mit ehemaligen Freunden und Nachbarn in einer Kneipe, während Tomi diese Nacht bei Noriko schläft. Bei der Rückfahrt in den Heimatort erkrankt Tomi schwer, weshalb die Reise bei dem jüngsten Sohn in Osaka unterbrochen werden muss. Zurück in der eigenen Wohnung verschlechtert sich Tomis Zustand, und die Kinder eilen an das Sterbebett ihrer Mutter. Nach der Beerdigung reisen alle Kinder möglichst schnell wieder ab, einzig die Schwiegertochter Noriko und die noch im Elternhaus lebende jüngste Tochter bleiben bei Shukichi zurück. Die britische Zeitschrift «Sight & Sound» macht alle fünf Jahre eine Umfrage unter FilmkritikerInnen und Filmschaffenden, um die besten Filme aller Zeiten zu ermitteln. Ihr zufolge sind eine ganze Reihe von Filmen aus der Kollektion trigon-film unter den all time favorites. «Tokyo monogatari» von Yasujiro Ozu steht unter den Lieblingen der Filmschaffenden auf Rang 1 - Und dies nicht nur auf dieser Liste. Martin Walder schrieb: «Das Wunder Ozu: Der neben Kurosawa und Mizoguchi dritte berühmte Klassiker des japanischen Films in der Mitte des letzten Jahrhunderts hat einen unerhörten Reinigungseffekt für (kino-)verdorbene Sinne. Wie schlicht sind diese Filme, wie wundersam schön, wie genau! - Seine Radikalität hat in der Filmgeschichte Massstäbe gesetzt.»
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Tokyo Sonata (2008)
Kiyoshi Kurosawa
Japan
120′
Ryuhei Sasaki (Teruyuki Kagawa) arbeitet als Buchhalter bei einem Grosskonzern in Tokyo. Eines Tages wird ihm ohne Vorwarnung gekündigt. Aus Scham und Stolz verschweigt er dies allerdings daheim und verlässt jeden Tag das Haus, als würde er, wie gewohnt, zur Arbeit gehen. Überhaupt kommuniziert die Familie kaum miteinander. Der jüngste Sohn Kenji (Kai Inowaki) will Klavierspielen lernen, doch weil der Vater es ihm verbietet, nimmt er heimlich Unterricht und opfert dafür sein Schulgeld. Kenjis älterer Bruder Taka (Yu Koyanagi) hat nie über seine Pläne gesprochen, doch plötzlich ist er weg, bei der US-Armee. Und die Mutter, Megumi (Kyoko Koizumi) versucht, die Familie zusammenzuhalten, so gut es nur geht. Doch tauchen die Brüche in der vermeintlichen Normalität der Sasakis immer mehr auf, und eine Krise scheint unausweichlich. Kiyoshi Kurosawa (CURE, TO THE ENDS OF THE EARTH) erzählt in TOKYO SONATA ein dichtes Drama über nicht funktionierende Kommunikation und ihre damit verbundenen Konsequenzen. Mit lakonischem Humor und subtilen Details gelingt Kurosawa eine bewegende Studie der japanischen Gesellschaft.
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Ikiru - Einmal wirklich leben (1952)
Akira Kurosawa
Japan
137′
Kanji Watanabe hat ein Leben in treuen Diensten bei einer städtischen Beschwerdestelle gearbeitet und freut sich auf die Pensionierung, als er erfährt, dass er an Magenkrebs leidet und nur noch wenige Monate zu leben hat. Die Nachricht rückt ihm ins Bewusstsein, wie sehr er sein Leben an die Bürokratie vergeudet hat und wie wenig sein eigener Sohn sich um ihn kümmert. Kanji Watanabe will endlich sein Leben geniessen, so gut das eben noch geht. Er taucht ein ins Nachtleben, trinkt, spielt, tanzt und merkt, dass ihn das alles nicht weniger einsam macht. Eines Tages erinnert sich Watanabe an einige Frauen aus einem armen Stadtviertel, die für ihre Kinder einen Spielplatz beantragt hatten. Jetzt will er den Spielplatz verwirklichen helfen, und er kämpft gegen die Widerstände jener Bürokratie, die er selber ein Leben lang mit geprägt hat, um seinem Leben noch einen Sinn zu geben. Das Bild des schaukelnden Mannes auf dem verschneiten Spielplatz strahlt viel von der inneren Wärme dieses Filmes aus. Akira Kurosawa war immer wieder darauf bedacht, durch seine Filme das menschliche Wesen in seinen Grundzügen zu erforschen.
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Stray Dog (1949)
Akira Kurosawa
Japan
122′
Er ist noch jung, jener Schauspieler, der rund um die Welt bekannt werden sollte mit Meisterwerken wie «Rashomon» oder «Die sieben Samurai», der Akira Kurosawas Darsteller bleiben sollte bis hin zum Spielfilm «Doktor Rotbart». Hier hat er einen Krimi gestaltet auf dem Hintergrund der jüngsten und überhaupt nicht verarbeiteten japanischen Kriegsvergangenheit, von der viele der Figuren erzählen, egal ob Frau oder Mann. «Stray Dog» (Ein streunender Hund) spielt während des schwül-heissen Sommers in Tokyo des Jahres 49. Dem blutjungen und völlig unerfahrenen Inspektor Murakami (Toshiro Mifune) wird in einem überfüllten Bus die geladene Dienstwaffe aus der Jackentasche gestohlen. Murakami ist ausser sich. Er befürchtet schlimmste Konsequenzen für seine noch junge Karriere. Gemeinsam mit dem älteren Kollegen Sato aus dem Diebstahldezernat macht er sich auf die Suche nach Spuren des Diebes. Dabei durchstreifen wir mit ihm den japanischen Nachkriegsalltag, sammelt er Erfahrungen und lehrt ihn nicht nur der alte Hase Sato, Ruhe zu bewahren. Auch Frauen, die ins Geschehen involviert sind, fauchen ihn als Grünschnabel an. Eine eindrückliche Milieustudie von Akira Kurosawa, in der der Meister sich im Genrefilm beweist und uns vor Augen führt, was er erzählerisch, atmosphärisch und visuell drauf hat.
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Tokyo Family
Yoji Yamada
Japan
146′
Ein altes Paar, das auf einer Insel in der Gegend von Hiroshima lebt, reist zu seinen erwachsenen Kindern nach Toyko. Vielbeschäftigt, haben diese kaum Zeit für ihre Eltern und offerieren ihnen einen Aufenthalt im Hotel am Meer. Yasujiro Ozu hat diese Geschichte vor 60 Jahren in Reise nach Tokyo unvergesslich erzählt, sein damaliger Mitarbeiter Yoji Yamada greift sie neu auf und versetzt sie ins Japan nach dem Tsunami: Eine feinsinnige Hommage. Von Eltern und von Kindern Die britische Zeitschrift «Sight & Sound» fragt seit Jahrzehnten alle fünf Jahre weltweit Filmschaffende, welches die zehn wichtigsten Filme überhaupt seien. Die Mehrheit der rund 200 Regisseurinnen und Regisseure haben in der jüngsten Umfrage Tokyo monogatari von Yasujiro Ozu zum besten Film erhoben; auf den ersten Plätzen figurierte der Film schon immer, denn der Japaner war und ist mit seinem konzentrierten Erzählstil ein grosses Vorbild fürs Kino. Jetzt hat der 1931 geborene Yoji Yamada, der selber als Neuling im Produktionshaus Shochiku die Dreharbeiten von Reise nach Tokyo erlebt hatte und inzwischen an die 100 Filme realisierte, seinem Meister Ozu eine Hommage gewidmet und die Erzählung vom alten Paar, das die vielbeschäftigten Kinder in der Grossstadt besucht, in die heutige Zeit versetzt. Dabei konnte er seinen eigenen Themen der Liebe und Hingabe, wie wir sie aus Filmen wie Twilight Samurai oder Love and Honor kennen, treu bleiben. Yoji Yamada weiss natürlich, dass man Ozus Meisterwerk nicht besser machen kann, aber er will die Handlung aus der heutigen Zeit heraus erzählen. Vieles ist sich gleich geblieben in der Gesellschaft, die Zeit des Einzelnen ist noch knapper geworden, die Hektik in der Arbeitswelt grösser. Geblieben ist auch das Kleinräumige, das unser Leben letztlich prägt. Interessant sind denn auch die leisen Veränderungen im Alltag, spannend und durchaus auflockernd wirkt die wichtigste: Yamada führt eine neue Figur ein beziehungsweise lässt eine abwesende Figur leben. War Shuji, der jüngste Sohn des alten Paares, 1953 bei Ozu im Weltkrieg umgekommen und hatte mit seiner Geliebten Noriko jene berührende Figur hinterlassen, die sich als einzige um die Grosseltern kümmert, so lebt der junge Mann bei Yamada und spielt eine gewichtige Rolle. Ja, er gibt dem Film mit seiner Verspieltheit sogar einen leicht veränderten Touch und schafft Bezug auf einen anderen Kontext, den das Land 2013 am Verarbeiten ist. Kennengelernt hat Shuji seine Freundin beim Hilfseinsatz nach dem Tsunami im Norden; die Naturkatastrophe hat zusammen mit dem Atom-Gau im Hintergrund im neuen Film also die Rolle des Krieges übernommen. So kleinräumig unser Alltag sich abspielen mag, so überschaubar das Leben für die meisten ist: alle bleiben den grösseren Zusammenhängen ausgesetzt und müssen im Kleinen auch damit umgehen. Wie eben erst Hirokazu Kore-eda mit seinem einfühlsamen Like Father, Like Son, betrachtet auch Yoji Yamada in Tokyo Family den Kern einer jeden Gesellschaft: Die Familie, das Eltern- und das Kindsein, das Kommen und Gehen im Fliessen der Zeit. Es lohnt sich manchmal doch, eine starke Geschichte in einer anderen Zeit noch einmal zu erzählen, und Ozus Film bleibt das Wunder, das er war. Walter Ruggle
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Naked Youth (1960)
Nagisa Oshima
Japan
96′
Nagisa Oshima (Im Reich der Sinne) ist die bei uns wohl bekannteste Figur des japanischen Kinos der 60er Jahre. Er debütierte 1959, also exakt im gleichen Jahr wie seine französischen Kollegen der Nouvelle Vague, mit seinem Spielfilm Ai to Kibo no Machi (Street of Love and Hope), um ein Jahr später schon mit Seishun Zankoku Monogatari (Nackte Jugend) nachzudoppeln. Beide Klassiker gelangen nun dank trigon-film in neuer Kopie in die Kinos, und beide machen deutlich, was für eine Aufbruchstimmung auch das japanische Kino damals prägte. Nackte Jugend handelt von einem jungen Liebespaar, das sein Geld mit kleinen Gaunereien verdient und immer mehr kriminell wird. Das allein erinnert schon an A bout de souffle, der zur gleichen Zeit entstand. Welten voneinander entfernt entstanden, sind sie beide Ausdruck einer globalen Befindlichkeit zum einen, Welten umspannende Lust, mit Gewesenem zu brechen und Neues daraus zu entwickeln, die Filmsprache explodieren zu lassen, um sie neu zu ordnen. Bestechend ist noch heute die erzählerische Wucht, mit der dieser Film aufwartet. Auf Breitleinwand gewagte Cadragen, radikale Nähe und die Verknüpfung von Besitz und Sexualität - übers Auto, denn mit ihm kommt mann leichter an ein Mädchen heran. «Unsere Generation der ungefähr zwischen 1930 und 1940 Geborenen», meinte Nagisa Oshima später, begann «mit grossen Meistern. Diese hatten eine innere Gewissheit, die Welt so zu sehen, wie sie ist. Wir aber hatten diese Gewissheit nicht mehr, wir wussten nicht, ob diese unsere Sicht der Realität noch stimmte. Bei Kurosawa und Ozu merkt man diese Ungewissheit nicht: Stilistisch und methodisch begannen wir zu experimentieren, wir haben versucht, die Sehweise zu wechseln, haben begonnen, eine neue Sicht zu finden.»
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Banshun - Später Frühling (1949)
Yasujiro Ozu
Japan
108′
Die 27jährige Noriko lebt mit ihrem verwitweten Vater, einem Universitätsprofessor, in einem kleinen Haus im Norden Kamakuras. Er arbeitet an der Fertigstellung eines wissenschaftlichen Manuskripts, wobei ihm sein Assistent Hattori hilft. Professor Soniyama macht sich Gedanken um das Wohlbefinden seiner Tochter und schlägt ihr eines Tages vor, Hattori zu heiraten. Ihre Tante Masa, die Schwester des Professors, ist die nächste, die sich als Kupplerin versucht und Noriko dazu drängt, Herrn Satake zu treffen. Obwohl dieser Noriko sympathisch ist, weist sie alle Heiratspläne zurück. "Eines von Ozus Lieblingsthemen sind die gegensätzlichen Vorstellungen und die daraus resultierenden Reibungen innerhalb der Familie, trotz großer gegenseitiger Zuneigung und Loyalität. Diese Familienkonflikte und die zwischen Eltern und Kindern entstehenden Probleme führen unweigerlich zu einer Art von Trennung. Im Falle von Noriko wird ihre Heirat diese Trennung nach sich ziehen, in anderen Ozu Filmen kann der Wegzug aus beruflichen Gründen der Auslöser sein. Auf der einen Seite stimmen diese Ereignisse Ozu traurig, auf der anderen Seite ist ihm bewusst, dass sie unvermeidlich sind. Dieses Bewusstsein für die dem menschlichen Dasein innewohnende Traurigkeit und Flüchtigkeit ist es, das die Japaner mono no aware’ nennen." Beverly Bare Buehrer
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Idiot (1951)
Akira Kurosawa
Japan
166′
Der russische Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski wollte in seinem bekannten Roman «Der Idiot» «einen wirklich guten Menschen zeigen. Ironischerweise wählte er einen Idioten.» Der Japaner Akira Kurosawa verwirklichte mit der Verfilmung des Buchs seine Obsession: Die Darstellung des notwendigen Scheiterns in einer ungerechten Gesellschaft. Es ist eine Adaptation im besten Sinn, verlegt der Filmemacher den Stoff doch auf die winterkalte japanische Insel Hokkaido. Der Titelheld kehrt nach einer Absenz heim und scheitert, weil er sich in seiner Naivität nicht gegen die Intrigen zur Wehr setzen kann.
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Die Bösen schlafen gut - The Bad Sleep Well (1960)
Akira Kurosawa
Japan
151′
Die Hochzeit des Sekretärs Nishi (Toshiro Mifune) mit Yoshiko, der Tochter seines Chefs, steht unter keinem guten Stern: Reporter belagern die Gesellschaft wegen eines Korruptionsskandals, Polizisten verhaften den Zeremonienmeister und obendrein taucht aus dem Nichts auch noch eine mysteriöse zweite Hochzeitstorte in Form eines Gebäudes auf, aus dem sich vor einigen Jahren ein Mitarbeiter der Firma in den Selbstmord gestürzt hatte.
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Madadayo (1993)
Akira Kurosawa
Japan
134′
Der Deutschprofessor Hyakken Uchida wird von den Studierenden über alle Massen verehrt. Es kommt der Tag, an dem er ihnen mitteilt, dass er sich von der Lehrtätigkeit zurückziehen werde. Akira Kurosawa inszeniert einen Reigen des Lebens wie ein grosses Klassentreffen. Darin werden die Vergangenheit und die Lebensgeschichte des Lehrers und seiner Frau aufgerollt, anfangend beim Zweiten Weltkrieg bis hinein in die 1960er-Jahre. Der Altmeister schildert in seinem letzten Werk, wie das Haus des Lehrers von Bomben zerstört wurde und die zu Wohlstand gekommenen ehemaligen Schüler ihm und seiner Frau halfen. Über die Jahre verändern sich die Umstände der Feier, doch ihr Charakter bleibt erhalten. Ebenso das zentrale Ritual: Die Schüler fragen Uchida: «Maāda kai?» (Fertig?), und er antwortet mit «Maāda dayo!» (Noch nicht!). Am Ende träumt der alte Uchida, erschöpft von einer weiteren Feier mit seinen Schülern, im Schlaf vom Versteckspiel der Kindheit. Akira Kurosawa verabschiedete sich mit diesem Film vom Kino und zollte einem anderen grossen Meister, dem Schriftsteller und Lehrer Hyakken Uchida, einen wunderbaren Tribut.
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Like Father, Like Son
Hirokazu Kore-Eda
Japan
120′
Ryota und seine Frau Midori erfahren, dass ihr sechsjähriger Sohn Keita nicht ihr eigenes Kind ist, weil zwei Babys im Spital nach der Geburt vertauscht worden waren. Die Frage stellt sich, wollen sie und das andere betroffene Elternpaar den vermeintlichen Sohn gegen den wirklichen eintauschen? Nach sechs Jahren Kindheit? Wunderbar leicht kreist der Japaner Hirokazu Kore-eda um die Fragen, was es heisst, Eltern zu sein und was Kind. Eine Geschichte, die sinnlich und besinnlich berührt. Sind Sie Vater? Oder Mutter? Stellen Sie sich vor, man würde Ihnen mitteilen, Ihr sechsjähriger Sohn sei nicht Ihr eigenes Kind, weil es damals nach der Geburt im Spital zu einer Vertauschung kam, die erst jetzt eingestanden wurde. Möchten Sie nun «Ihr» Kind behalten, oder möchten Sie das Kind, mit dem sie dieersten sechs intensiven Jahre verbracht haben, gegen Ihr leibliches Kind eintauschen? Die Ausgangslage zu Hirokazu Kore-edas neuem Spielfilm hat es in sich und regt uns alle schon zu Gedanken an. Für Ryota, einen erfolgreichen und gut situierten Architekten, kommt die Nachricht, dass ein Sohn Keita eigentlich nicht sein Sohn ist, aus heiterem Himmel. Der Sechsjährige ist das einzige Kind, der Mittelpunkt einer beschäftigten Familie, wohl behütet und umsorgt. Die Nachricht von der Verwechslung will verarbeitet sein, und die Begegnung mit dem wirklichen Sohn, der bei einer anderen Familie aufwächst, macht die Sache nicht einfacher. Hirokazu Kore-eda ist ein Meister im Betrachten von familiären Situationen und einer, der es wie wenige versteht, mit Kindern zu arbeiten und von Momenten der Kindheit zu erzählen. «Nobody Knows» ist in starker Erinnerung, «Still Walking» auch. Am Festival von Cannes begeisterte «Like Father, Like Son» Publikum und Medien gleichermassen; der Film wurde von Steven Spielbergs Jury am Ende mit dem Prix du Jury geehrt und hat inzwischen von San Sebastian bis Vancouver Publikumspreise gewonnen - eine universell gültige Geschichte. «Like Father Like Son» ist eine ebenso unterhaltsame wie nachdenklich stimmende Betrachtung dessen, was Eltern sind und was das Elternsein und die Kindheit ausmacht. Im Kern geht Kore-eda dabei vor allem um die Frage, was denn ein Vater ist und was eigentlich eine Familie. Er erzählt aus der heutigen Welt, mitten in einer Grossstadt, die er soweit zurücknimmt, dass seine Figuren glänzen können und uns ihre Geschichte sinnlich und besinnlich berührt. Walter Ruggle
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Engel der Verlorenen (1948)
Akira Kurosawa
Japan
98′
Fünf Jahre nach dem Debüt mitten im Krieg war Engel der Verlorenen bereits Akira Kurosawas siebter Film und ein mehrfacher Durchbruch zur Grösse: Nach eigenem Bekunden fand Kurosawa hier erstmals zu genuiner Autorenschaft (und auch zur Anerkennung durch die Filmkritik). Gleichzeitig war es sein erster Film mit Toshiro Mifune, mit dem er 16 seiner nachfolgenden 17 Filme drehen sollte. Der 28-jährige Mifune spielt einen cholerischen jungen Gangster, der mit einer Schussverletzung zum Titelhelden des Films kommt, einem dauerbetrunkenen Slumdoktor, der von Kurosawas anderem Lieblingsschauspieler, Takashi Shimura, gespielt wird. Der junge Gangster und sein kratzbürstiger Vaterersatz liefern sich ein Dauerduell der Wutausbrüche, nachdem der Arzt seinem widerwilligen Patienten nicht bloss TB, sondern auch Unsicherheit und Feigheit hinter der harten Fassade diagnostiziert hat. Das anfänglich noch eindimensionale Ringen um die psychische und physische Existenz des Angeschlagenen weitet sich zu einem kraftvoll düsteren Porträt der japanischen Nachkriegsgesellschaft, als der kriminelle Mentor des jungen Gangsters auf der Bildfläche erscheint und sich die Szenerie, die um einen typhusverseuchten Bombenkrater mitten in Tokyo angelegt ist, um Strassenszenen und einen bordellartigen Nachtclub voller windiger Figuren weitet. (afu)
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Love And Honor (2007)
Yoji Yamada
Japan
122′
Kurz nachdem er seinen Posten als Vorkoster angetreten hat, wird Shinnojo blind. Der Fisch, der dem Fürsten des Clans vorgesetzt werden sollte, war vergiftet. Bis zu diesem Ereignis gehörte Shinnojo in einem niederen Rang dem Gefolge des Fürsten an. Als ihm klar wird, dass er nicht nur für den Rest seines Lebens blind sein wird, sondern dass er auch den Dienst bei seinem Herrn aufgeben muss und bis ans Ende seiner Tage auf Hilfe angewiesen sein wird, befällt Shinnojo eine tiefe Melancholie. Nur seiner Frau Kayo gelingt es, ihn von seinem Selbstmordversuch abzubringen. "Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen. Aber bring dich ruhig um. Wenn du es tust, werde ich dir allerdings sofort nachfolgen", entgegnet sie ihm. Gerührt von ihrer Treue, gibt Shinnojo seinen Plan auf. Kurz darauf bittet er Kayo auf Anraten seines Onkels, bei Shimada, dem einflussreichen Verwalter des Guts, vorzusprechen und um Unterstützung zu bitten, da er seinen Dienst nicht mehr erfüllen kann. Im Laufe der Zeit beginnt Shinnojo sich an die Blindheit zu gewöhnen. Als ihm seine Tante Ine das Gerücht zuträgt, Kayo betrüge ihn, ist Shinnojo, der seine Frau liebt und ihr immer vertraut hat, ausser sich vor Eifersucht. Er beauftragt seinen alten Diener Tokuhei, Kayo zu verfolgen. Das Gerücht stimmt. Nachdem sie ihren Beobachter bemerkt hat, beichtet Kayo ihren Ehebruch mit Shimada. Der Verwalter hätte ihren Körper als Entlohnung für die Unterstützung Shinnojos verlangt, gesteht Kayo. Shinnojo wirft seine Frau aus dem gemeinsamen Haus. Mit seinem Schwert bereitet er sich auf den letzten Kampf vor.
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Gion Bayashi - Die Festmusik von Gion (1954)
Kenji Mizoguchi
Japan
85′
Die Beziehung zweier Frauen in Gion, dem Bezirk der Tee- und Freudenhäuser von Kyoto, steht im Zentrum von Gion Festival Music. Eiko, ein junges Mädchen vom Land, will bei Miyoharu, einer erfahrenen Frau, den Beruf der Geisha erlernen. Die ältere Frau weigert sich zuerst, die jüngere zu lehren, was sie ist. Als Eiko jedoch nach einem Jahr der Einübung in Schönheit und Unterwerfung gegen ihre Rolle revoltiert, ist sie es, die ihr Verständnis und Sympathie entgegenbringt. Die Umarbeitung des ursprünglichen Films ergab eine Geschichte mit ziemlich vereinfachter Handlung und ohne das traurige, rebellische Ende von Sisters of Gion. Die Lage der Geishas ist zwar noch immer gleich bedenklich und bemitleidenswert, doch fehlt die leidenschaftliche Haltung, die Mizoguchi in jenem früheren Film an den Tag legte. In Gion Festival Music offenbart er tiefes Mitgefühl, unendliche Zärtlichkeit und eine ruhige Heiterkeit. Vergleicht man die beiden Filme, so wird die Entwicklung deutlich, die sowohl der Mensch als auch der Künstler durchgemacht hat. Während Sisters of Gion das Drama zweier Geishas, im Wesentlichen ihre soziale Stellung, behandelt, wird Gion Festival Music vor allem durch die Erlebnisse bereichert, durch die Mizoguchi in der Zwischenzeit gereift ist.
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Scandal (1950)
Akira Kurosawa
Japan
105′
Kurosawas Lieblingsschauspieler der frühen Jahre war Toshiro Mifune. Hier spielt er den berühmten Maler Ichiro Aoye, der seine Ferien in den Bergen verbringt und auf die junge Sängerin Miyako Saijo trifft. Die beiden wohnen im selben Hotel und verbringen ein wenig Zeit miteinander. Zwei Reporter fotografieren sie zusammen und veröffentlichen die Bilder in einem Boulevardmagazin - aus Rache dafür, dass Saijo ihnen ein Interview verweigert hatte. Der Skandal liegt im Raum, und der Anwalt, den der Maler engagiert, lässt sich vom Chefredaktor des Magazins bestechen, um Geld für seine schwer kranke Tochter zu erhalten. Kurosawa bringt Figuren in Situationen, in denen sie sich schwer entscheiden können. Akira Kurosawa: «Nach dem Krieg erlebte Japan etwas Neues: die Pressefreiheit. Natürlich wurde sie rasch auch missbraucht. Eine einschlägige Massenpresse meinte, mit schamlos vulgären Artikeln die Neugier der Leser reizen und Skandale auslösen zu müssen. Dieser Tendenz musste Einhalt geboten werden, das gab den Anstoss zu meinem Film.»
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The Street of Love and Hope (1959)
Nagisa Oshima
Japan
62′
Nagisa Oshima (Im Reich der Sinne) ist die bei uns wohl bekannteste Figur des japanischen Kinos der 60er Jahre. Er debütierte 1959, also exakt im gleichen Jahr wie seine französischen Kollegen der Nouvelle Vague, mit seinem Spielfilm Ai to Kibo no Machi (Street of Love and Hope), um ein Jahr später schon mit Seishun Zankoku Monogatari (Nackte Jugend) nachzudoppeln. Beide Klassiker machen deutlich, was für eine Aufbruchstimmung auch das japanische Kino damals prägte. In seinem Erstling erzählt Oshima die Geschichte eines Jungen, der in Armut lebt und seine Taube verkaufen muss. Auch die Geschichte eines Betrugs. Denn die Taube kehrt zurück und kann von Neuem verkauft werden, immer wieder. Er verkauft die Taube an ein reiches Mädchen, das sich für ihn zu interessieren beginnt. Eine Überwindung der Klassengegensätze scheint möglich. Doch das Mädchen merkt den Betrug und ist enttäuscht. Sie kauft die Taube noch einmal, um sie zu töten. Nagisa Oshima meinte später: «Unsere Generation der ungefähr zwischen 1930 und 1940 Geborenen begann mit grossen Meistern. Diese hatten eine innere Gewissheit, die Welt so zu sehen, wie sie ist. Wir aber hatten diese Gewissheit nicht mehr, wir wussten nicht, ob diese unsere Sicht der Realität noch stimmte. Bei Kurosawa und Ozu merkt man diese Ungewissheit nicht: Stilistisch und methodisch begannen wir zu experimentieren, wir haben versucht, die Sehweise zu wechseln, haben begonnen, eine neue Sicht zu finden.»
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Kirschblüten und rote Bohnen
Naomi Kawase
Japan
113′
Tokyo, Zeit der Kirschblüte. Sentaro steht wie jeden Tag in seiner winzigen Bäckerei, als die betagte Tokue vorbeikommt. Sie möchte als Aushilfe anfangen. Sentaro reagiert ablehnend – bis er Tokues «An», eine traditionelle süsse Bohnenpaste, probiert. Diese ist so unbeschreiblich gut, dass der Bäcker sofort alle Bedenken über Bord wirft und die Frau einstellt. Bald entsteht zwischen Tokue und Sentaro, die beide ein Geheimnis haben, eine Freundschaft. Und das Geschäft erblüht – denn die «An»-Zubereitung ist für Tokue nicht einfach eine Arbeit. Vielmehr zeigt sich darin ihre tiefe Verbundenheit mit der Natur und ihr Respekt vor dem Leben. Naomi Kawase hat sich mit Filmen wie «Mogari no mori» und «Still the Water» international einen Namen gemacht. Hier erzählt sie eine ergreifende Geschichte über zwei ganz unterschiedliche Menschen, übers Kochen als poetisches Ritual, über Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit. Bezauberndes Kino voller Sinnlichkeit, Weisheit und Anmut.
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Still Walking (2008)
Hirokazu Kore-Eda
Japan
114′
Die Yokoyamas versammeln sich im Gedenken an den Tod von Junpei, dem älteren Bruder, der vor 15 Jahren ertrank, als er einem Jungen im nahe gelegenen Meer das Leben rettete. Der als Arzt pensionierte Vater Shohei trauert immer noch um Junpei, den wunderbaren Jugendlichen und designierten Erben seiner Klinik, während er seinen lebenden Sohn Ryota, einen arbeitslosen Kunstrestaurator, als zweitklassig betrachtet. Hirokazu Kore-eda lässt diesen Konflikt nicht mit lautstarken Konfrontationen aufbrechen, er betrachtet das Seelenleben einer Familie in seinen allerfeinsten Regungen und begrenzt auf einen Zeitraum von 24 Stunden. Sein Film ist ein in sich ruhendes Kleinod über die familiären Beziehungen. ************************ Unter all seinen wunderbaren Filmen ist STILL WALKING vermutlich der persönlichste von Hirokazu Kore-eda. Der Japaner arbeitet seit vielen Jahren konsequent und still, fernab vom Rummel der Filmbranche, an einem Werk, das einige der zentralen Fragen der menschlichen Existenz stellt. Oder besser vielleicht: Das sich behutsam einigen der wichtigsten Fragen des Daseins annähert. Kore-eda kreist das menschliche Sein ein, betrachtet es von verschiedenen Seiten, immer wieder aus der Perspektive seines Endes. Der Tod ist ein Tabu und doch das, was mit Garantie alle irgendwann ereilt, unausweichlich. Von ihm aus lässt sich das Leben abgeschlossen betrachten, von ihm aus können sich so scheinbar einfache wie schwer zu beantwortende Fragen stellen: Was war es denn, das Entscheidende in deinem Leben? In Still Walking blickt Hirokazu Kore-eda ganz einfach hinein in einen Tag einer Familie. Da ereignet sich nichts Spektakuläres, da ist die Sensation in den Zwischentönen, in der einfachen Tatsache zum Beispiel, dass diese Gruppe von Menschen einmal im Jahr zusammenkommt, um an einen Ihrigen zu denken, der früh aus dem Leben scheiden musste. Die Hauptfigur ist der abwesende Sohn, und über ihn ist es präsent: das Leben. Sein Tod weckt es, auch Jahre danach und immer wieder. Kore-eda ist ein Meister im Sichtbarmachen des Unsichtbaren, im Betrachten der kleinen Sensationen, zu denen hier das Zubereiten des Essens gehört, der Zeit, in der nichts geschieht und doch alles ist. Da entfaltet sich seine grosse Kunst, indem er mit den filmischen Grundelementen Raum und Zeit erzählt, eine friedliche und besinnliche Stimmung schafft, uns Raum gibt, darin aufgehoben und geborgen zu sein. Das ist eine Form des Kinos, die uns als Zuschauende zu uns selber finden lässt - über das Betrachten des Anderen. Walter Ruggle
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Mishima - A Life In Four Chapters (1985)
Paul Schrader
Japan
122′
Paul Schraders visuell überwältigendes, collageartiges Portrait des gefeierten japanischen Künstlers, Schriftstellers und (fast) Revolutionärs Yukio Mishima, hevorragend verkörpert durch Ken Ogata, liegt nun in restaurierter Fassung vor. Mit dem gänzlich in Japan gedrehten Film schuf Schrader eine stilisierte Biographie der Figur des kaisertreuen, nationalistischen Künstlers über dessen innere Zerrissenheit und die unmögliche Aufgabe, Harmonie zwischen sich selbst, der Kunst und der Gesellschaft zu finden. Der von George Lucas und Francis Coppola mitproduzierte Film spielt am letzten Tag in Mishimas Leben, bevor dieser das berühmte öffentliche Seppuku (ein traditioneller Selbstmord) beging. In Rückblenden werden Teile aus seinem Leben gezeigt und mit verfilmten Szenen aus seinen literarischen Werken verbunden, sodass ein Gesamteindruck des Werkes und Lebens von Yukio Mishima entsteht. Paul Schrader machte sich in der New Hollywood Ära einen Namen und schrieb unter anderem das Drehbuch zu Taxi Driver.
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