Stefan Haupt

Der Filmemacher Stefan Haupt besuchte die Schauspielakademie in Zürich und arbeitet seit 1989 als Regisseur. Wir präsentieren seine persönliche Zeitreise ZÜRCHER TAGEBUCH und weitere Filme. Zu den grössten Erfolgen gehören DER KREIS und UTOPIA BLUES sowie der Dokumentarfilm ELISABETH KÜBLER-ROSS. Zutiefst bewegend: EIN LIED FÜR ARGYRIS. Hier seine Empfehlungen.

Die Ewigkeit und ein Tag (1998)
Theo Angelopoulos
Griechenland
133′
Zum ersten Mal seit «Die Tage von 36» (1973) scheint in einem Spielfilm des Griechen Theo Angelopoulos wieder die Sonne. Sie erinnert in «Die Ewigkeit und ein Tag» umso intensiver an die Zeit des Glücks, die Jahre zurückliegt. Alexander nimmt Abschied. Der von Bruno Ganz über verschiedene Zeiten hinweg so gegenwärtig verkörperte Poet aus Saloniki hat noch einen Tag in dieser Welt vor sich. Und die Ewigkeit - wo auch immer. Angesichts des Todes wird dem Schriftsteller das Unvollendete an der menschlichen Existenz so richtig bewusst. Und die Flüchtigkeit der Zeit. «Alles ist so schnell gegangen», stellt Alexander fest. Sie «hätte diesen Moment anhalten sollen wie man einen Schmetterling im Fliegen anhalten möchte», liest er in einem Brief seiner vor drei Jahren verstorbenen Frau. Jetzt besucht er noch einmal die Tochter, die Mutter und die Haushälterin. Jetzt nimmt er Abschied von Orten voller Erinnerungen und vom Gefühl, die Liebe im Leben verpasst zu haben beim Versuch, dem Leben in der Poesie näher zu kommen. Walter Ruggle
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«Ein wunderbar schwebender Film über die Flüchtigkeit der Zeit, grossartige, minutenlange Einstellungen, ein hinreissender Bruno Ganz, berührende Musik von Eleni Karaindrou; höchst interessant ist es, dazu das «Tagebuch einer Ewigkeit» des Autors Petros Markaris zu lesen (erhältlich bei trigon-film), das einen spannenden Einblick in die Entstehung des Films und seine Zusammenarbeit mit Theo Angelopoulos gibt. »
Reisen ins Landesinnere (1988)
Matthias Von Gunten
Schweiz
99′
Szenen aus dem Alltag von sechs Personen, einfühlsam beobachtet, raffiniert montiert und jetzt endlich in restaurierter Fassung wieder zu entdecken. Der Filmemacher Matthias von Gunten war in den 1980er Jahren nach einem längeren Auslandaufenthalt in seine Schweizer Heimat zurückgekehrt und hatte sich vorgenommen, das Land gewissermassen von aussen nach innen zu erforschen. «Reisen ins Landesinnere» hat er den Film betitelt, der aus dem Wunsch heraus entstanden ist, und der so schön aussagekräftige Titel steht voll und ganz für seinen Film. Die Reise zurück als Triebfeder ist in eine Reise hinein gemündet, in eine stille Betrachtung von dem, was ist, von dem, was einzelne Leute bewegt, und von dem, was sie stillhält. Von Gunten hat sich auf sechs BewohnerInnen beschränkt, damals war das ein Millionstel Schweiz. Die sechs Menschen hat er aber mit solchem Geschick ausgewählt, dass sie für vieles stehen, was die Schweiz da ausgemacht hat und noch immer ausmacht. Durch die ausgetüftelte Montage, die der Filmemacher in zehnmonatiger Arbeit mit Cutter Bernhard Lehner bewältigte, ergibt sich aus den sechs Personenfäden ein Netz. Die Reise ins Innere vollzieht der Film selber in einer konstanten Suche nach Bewegung und Ruhe. Von Gunten und sein Kameramann Pio Corradi betrachten die sechs Personen von allem Anfang an aus betonter Nähe, und weil sie ihnen in Beschäftigungen vertieft zuschauen, wirkt das nie aufdringlich, kommt eine teilhabende Nähe zustande, die besticht. Im Kleinen blüht, was wirken soll ... da ist der Grenzgänger Giovanni Simonetto, der als Italiener in Melide mit Hingabe am Miniatur-Erscheinungsbild der Schweiz bastelt und mauert, ab einem Bild, das Schweizer Fremden später stolz präsentieren. Da ist Hans Stierli, der aus der Stadt abgehauene Couturier, der im Onsernonetal an einem Reservoir für seinen Rückzugsort mauert, um etwas anzufangen mit der vielen Zeit, die sich ihm in der Abgeschiedenheit aufdrängt. Weit entfernt von ihm sitzt Catherine Schenker im Zürcher Fernsehstudio und versucht, aus der Bilderflut, die täglich an der weltweiten Bilderbörse angeboten wird, jene Bilder auszuwählen, die ein bisschen weite Welt in die Schweizer Stuben bringen. Es sind Bilder von Tragödien vor allem, das steigert das eigene Wohlbefinden, die Selbstzufriedenheit. Die Weite möchte wohl auch der Freizeit-Flugzeug-Spotter Hanspeter Sigrist spüren, der den Drang nach Ferne indirekt in Griff zu bekommen versucht indem er die landenden Flugzeuge nach Herkunft zuordnen kann - in Zeiten der Flugscham muss man anmerken, ist das fast schon vorbildlich, denn fliegen muss der Spotter nicht. Er wollte «teilhaben an der Zeit» von seinen Personen, sagte Matthias von Gunten beim Erscheinen seines Films. Die Zeit scheint bei Fräulein Bertha Massmünster aus Münchenstein fast stillzustehen. Die alte Frau hat sich eingerichtet im Leben, bis ins letzte Detail, bis zur letzten Falte der Bettdecke hat alles seinen festen Platz und seine Richtigkeit. In der Montage, die sich von Person zu Person bewegt, hin und her, die verweilen lässt, Akzente setzt, mal etwas beschleunigt, dann wieder ruht, begegnen sich im Fluss des Films sechs Personen, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben, ausser dass sie zur selben Zeit in derselben Geografie leben. Und irgendwie scheinen alle gemeinsam einsam. Das Leben der Vereinzelung, wo jeder und jede eigenen Beflissenheiten nacheifert und wo man sich mit grossem Aufwand aufs Ausleben im Bunker vorbereitet, dem Ort, der zuinnerst drin scheint, im Landesinnern. Ist es möglich, dass der Dran nach Innen inzwischen noch zugenommen hat? © Walter Ruggle
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«Auch ein Film, dessen Bilder mir haften geblieben sind: Swiss Miniature, ein Kulturgüterschützer, eine Nachrichtenkoordinatorin, ein einsamer Aussteiger im Onsernonetal, Freizeit-Flugzeug-Spotter: ein unverblümter, interessierter Blick in unsere Schweiz hinein, eingefangen von Pio Corradis liebevoller Kamera, der auch 30 Jahre später zum Reflektieren anregt.»
«GRAUZONE war wohl der erste Schweizer Autorenfilm, den ich bewusst als das gesehen und wahrgenommen habe: dass da einer von unserer, auch meiner Welt, von unserer Zeit erzählt; von diesem Drang, ins Freie zu gehen, von dieser Verunsicherung, die um sich greift: das betraf und bewegte mich damals. Und es ist spannend, den Film heute wieder zu sehen.»