Bühne & Theater

Behind Me - Bruno Ganz (2002)
Norbert Wiedmer
Schweiz
82′
Bruno Ganz, 1941-2019, war während Jahrzehnten der Schauspieler aus der Schweiz. 2002 hat Norbert Wiedmer eine liebevolle filmische Annäherung an den eher scheuen Zürcher fertigstellen können. Drei Jahre war er dazu unterwegs mit Bruno Ganz. Er spielt an verschiedenen Orten in verschiedenen Rollen, in Filmen vorzugsweise inzwischen, aber immer noch und unerreicht auch auf der Bühne. Er spielt für den Filmemacher auch Bruno Ganz, filmt und inszeniert dabei Freunde. Es ist die Zeit, in der er auch an der ultimativen Rolle des Dr. Faust in Peter Steins legendärer Inszenierung arbeitet, jener Theaterfigur die – selbstredend für uns alle – verzweifelt zu ergründen sucht, «was die Welt im Innersten zusammenhält». Tausend Tage auf der Suche nach der eigenen Bestimmung, mit dem Zweifel als einzigem Weggefährten und in der Hoffnung auf die schaffende Kraft der Poesie. Der Schaubühneregisseur Stein sagte über Bruno Ganz: «Ich habe immer den Bruno Ganz in der Art seines Sprechens bewundert. Er ist ja Schweizer. Und er nähert sich dementsprechend der deutschen Sprache ein bisschen, wie man es einer Fremdsprache gegenüber tut. Und das führt zu einer bestimmten Distanziertheit des Sprechens und plastischen Herausarbeitung des Sprechens, was komplizierteren Texten unglaublich gut tut. Dadurch hat man immer das Gefühl, dass er Sprache kräftig in die Hand nimmt.» Norbert Wiedmers Film ist ein wunderbares Erinnerungsstück geworden an einen, der fürs Spiel auf Bühnen und Filmsets gelebt hat und uns immer wieder von Neuem faszinierte und in Bann zog.
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Cirque de Pic
Thomas Ott
Schweiz
84′
Unterwegs zum Clown: Mit Elefanten im Zug durch die Nacht reisen... Ein Huhn vor dem Würgegriff eines Kochs retten... Seifenblasen in die unsteten Winde eines voll besetzten Zirkuszelts zaubern - sie ist legendär, die Seifenblasennummer von Clown Pic. Zusammen mit weiteren Auftritten ist sie in «Cirque de Pic» zu geniessen. Sie bildet das Herzstück des liebevollen Porträtfilms, den Thomas Ott zu einem der aussergewöhnlichsten und beliebtesten Clowns seiner Generation gestaltet hat. Emil Steinberger erzählt, wie er von Anfang an von Pic begeistert war und den St.Galler Clown dem Roncalli-Direktor empfahl. Der Kabarettist meint: «Einen Fauteuil nehmen, sich hinsetzen und den Pic-Film angucken. Eine herrliche Geschichte eines Clowns geniessen, eines Clowns, der eine Ruhe ausstrahlt, der uns mit einmaligen Geschichten verwöhnt, ob es Geschichten aus dem Leben oder Geschichten auf der Bühne sind - man verfolgt alles mit einem glücklichen Gefühl, stellt auch fest, dass Pic ein guter Schauspieler ist, schön sprechen kann und einen einmalig guten Gesichtsausdruck hat, ein Ausdruck der einen immer berührt. Thomas Ott hat gezeigt, dass er ein sehr sensibler Filmemacher ist, und uns wieder mal mit Bildern serviert, die uns beruhigen und zum Geniesser machen.»
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Die Wanderschauspieler - O Thiasos (1975)
Theo Angelopoulos
Griechenland
232′
Geschichte ist Gegenwart, der Grieche Theo Angelopoulos der Filmemacher, der im Zeitmedium Film sämtliche Zeitstrukturen aufzulösen versteht, um sie neu zusammenzufügen und so zeitlose Zusammenhänge bewusst zu machen. In seinem Meisterwerk «O Thiasos» (Die Wanderschauspieler, 1974/75) lässt er eine Schauspieltruppe durch Raum und Zeit reisen, spiegelt er an dieser Gruppe die Geschichte zwischen 1936 und 1952. Auf ihren Reisen führt die Truppe über die Jahre hinweg das Schäferstück 'Golfo, die Schäferin' auf. Angelopoulos verknüpft die äusseren Umstände ihres Lebens und Arbeitens zu einem faszinierenden und vielschichtigen Gewebe, in dem verschiedene Zeiten sich an bestimmten Punkten treffen, Zusammenhänge und Tendenzen erkennbar werden. Dabei spielt er sein Stück auf verschiedenen Ebenen durch, von der privaten über die berufliche bis hin zur historischen und mythologischen. Geschichte und Politik werden anschaulich erfasst, Theater und Leben immer wieder von hîheren Zusammenhängen überschattet. Es ist die kollektive Erinnerung, in die uns Angelopoulos zurückführt.
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La vida es silbar & Schwerelos (1998)
Fernando Pérez
Kuba
106′
Fernando Pérez erzählt in seinem Spielfilm «La vida es silbar» von Havanna und von drei Menschen, die hier auf der Suche nach dem persönlichen Glück sind. Mariana, eine junge Ballett-Tänzerin, würde liebend gerne die Rolle der Giselle tanzen und begehrt genauso enthusiastisch die Körper junger Männer. Der Musiker Elpidio wurde als kleiner Junge von seiner Mutter Cuba verlassen, weil er nicht nach deren Wünschen geraten war. Jetzt lebt der Mischling von seinen Mutter-Mythen umrankt und lernt eine junge Umweltaktivistin kennen, die in Havanna per Heissluftballon gelandet ist. Julia schliesslich arbeitet als Pflegerin in einem Altersheim. Regelmässig überkommen sie Gähnanfälle, und sie schläft gar ein, als ihr besonderer Einsatz fürs Allgemeinwohl ausgezeichnet werden soll. Es gibt vieles, was Julia in ihrem Leben verdrängt. Allein beim Stichwort «Sex» fällt sie schon in Ohnmacht. Doch mit ihrem Hang zur Verdrängung, lernt Julia, ist sie nicht allein. Die drei Lebenslinien, denen «La vida es silbar» folgt, haben einen gemeinsamen Ausgangspunkt: Mariana, Elpidio und Julia begannen als verlassene Kinder im Waisenhaus. Für Fernando Pérez definiert sich ihr persönliches Glück vor allem in der Suche nach ihm - es ist die Suche nach der eigenen Identität. Seine drei Figuren müssen Entscheidungen treffen und versuchen, die Angst vor der Wahrheit, vor den Worten und den Ideen dahinter, zu überwinden, um den Neuanfang zu wagen. Ihre Lebensfäden hält die 18-jährige Bebé in der Hand, eine Art Märchenfee und Traumfigur, die vollends glücklich ist und möchte, dass es den anderen auch so ergeht. «La vida es silbar» ist, wie sein Autor Fernando Pérez selber sagt, ein Film über «die Suche nach der Glückseligkeit in Kuba am Ende dieses Jahrhunderts.» Man möchte ergänzend beifügen: Das ist ein Film über die Suche nach dem Lebensglück schlechthin. Walter Ruggle PS: Der erfolgreichste Film unserer Kollektion wurde von trigon-film frisch restauriert und digitalisiert. Schöner denn je oder, wie Fernando Pérez selber sagt: «Jetzt sieht der Film so aus, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe.» BONUS: Als Zugabe gibt's den Bergsteiger-Dokumentarfilm mit Daniel Anker, der in den 1990er Jahren eine neue Route durch die Eiger-Nordwand gelegt hat und sie als Liebhaber des Films «La vida es silbar» nannte. Sie erfreut sich bei jenen, die gerne Klettern, als beliebt.
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Tanna
Martin Butler Bentley Dean
Australien
104′
Der Spielfilm «Tanna» gehört wohl zu den schönen Überraschungen, die uns das Kinojahr beschert. Er entstand auf der entlegenen gleichnamigen Insel in der Südsee. Das Filmemacherduo erzählt mit der lokalen Bevölkerung als Darstellenden eine Romeo-und-Julia-Geschichte, sanft in die Natur eingebettet und atemberaubend fotografiert. Ein Film, der uns im besten Sinn aus der Zeit und ihrer Atemlosigkeit holt und ganz einfach in eine andere Welt versetzt. Im Dorf der Yakel leben die Menschen in Symbiose mit der Natur. Aber nicht alles ist so friedlich, wie es scheint. Die benachbarten Imedin haben einen Yakel umgebracht. Zu viel der Gewalt für die Ältesten. Sie wollen Frieden schliessen und versprechen die schöne Wawa dem Sohn des Imedin-Chefs. Nun ist Wawa allerdings unsterblich verliebt in Dain, den Sohn des Yakel-Anführers. Die beiden weigern sich und fliehen durch die Wälder in die Höhen des Funken speienden Vulkans. Eine klassische Geschichte, die an Romeo und Julia erinnert und hier noch einmal in unglaublicher Frische und Schönheit erzählt wird. Tanna entführt uns in eine andere Welt, die weit entfernt scheint von unserem Alltag und das Eine genauso kennt: Die Leidenschaft in der grossen Liebe. Der Film wurde an originalen Schauplätzen auf der Südseeinsel Tanna gedreht, mit Menschen, die da leben und mit spürbarer Freude die Rollen verkörpern. Bentley Dean und Martin Butler sind von Haus aus Dokumentarfilmer, die sich hier in die Fiktion wagen und sich mit den Menschen vor Ort zusammengetan haben, um die Handlung zu entwickeln und mit ihnen möglichst realitätsnah umzusetzen. Am Ende ist auf diese Art ein umwerfend schöner Film entstanden, der bewegt. Man kann es fast nicht glauben, dass die Filmcrew im Wesentlichen aus den beiden Filmschaffenden bestand: der eine führte die Kamera, der andere zeichnete den Ton auf. Man wollte so wenig wie möglich durch Technik stören, gleichzeitig ist es ein aktionsreicher Film inmitten einer aktiven Vulkanlandschaft: Tanna, das Eiland und der Film, sind zwei Perlen des Pazifik.
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